Psychiatrie

Die Ergotherapie in der Psychiatrie befasst sich mit Klienten aller Altersstufen und mit vielerlei psychiatrischen und psychosozialen Störungen, Beeinträchtigungen und zeitweiligen oder auch chronischen Erkrankungen. Mit jedem einzelnen Klienten werden anhand der ärztlichen Diagnose und der ergotherapeutischen Befunderhebung Wege der Interventionen, d.h. Behandlung und Beratung sowie auch zur Prävention, vereinbart und verfolgt – immer mit dem Ziel größtmöglicher Selbstständigkeit, Teilhabe und Lebensqualität.

Die Auszubildenden erlernen das notwendige Wissen ergotherapeutischer Befundaufnahme, Therapiemethoden und Durchführungsprinzipien im Arbeitsfeld Psychiatrie. Sie bringen in die fachbezogene Arbeit insbesondere das Wissen aus Modul 1 ein, können die Grundlagenkenntnisse aus der Anatomie, Krankheitslehre und den Sozialwissenschaften anwenden, um das Störungsgeschehen ihrer Klienten besser zu verstehen. Sie können die ergotherapeutische Diagnostik und typische Behandlungsmethoden mit Hilfe geeigneter Mittel durchführen.

 

Behandlungsansätze und Methoden

So vielfältig wie die möglichen Ziele in der Therapie sind auch die ergotherapeutischen Methoden und Verfahren im Rahmen der Behandlung.

  • Kompetenzzentrierte Methode
    Durch sachbezogene, alltagsorientierte Übungen sollen verloren gegangene oder nicht vorhandene Kompetenzen erworben werden. Dies kann u.a. durch die Nutzung lebenspraktischer, handwerklicher und/oder arbeitsbezogener Medien zur Übung bestimmter Tätigkeiten gefördert werden.
  • Interaktionelle Methode
    In diesem überwiegend prozessorientierten Gruppenangebot mit soziozentrierten, interaktionellen Übungen steht die Förderung von sozialen Kompetenzen und Beziehungsfähigkeiten, Selbst- und Fremdwahrnehmung, Kommunikations- und Interaktionsfähigkeit sowie situationsgerechtem Verhalten im Vordergrund.
  • Ausdruckszentrierte Methode
    Den subjektbezogenen, ausdruckszentrierten Übungen liegen tiefenpsychologisch orientierte Konzepte zu Grunde. Der Patient soll sich Möglichkeiten erschließen, über kreativ-gestalterisches Tun und Handeln zur besseren Wahrnehmung von Erlebnisqualitäten zu finden, d.h. lernen, Wünsche, Bedürfnisse und Gefühle insbesondere nonverbal, aber auch verbal zum Ausdruck zu bringen. Dabei steht der Gestaltungsprozess im Vordergrund als Weg zu besserem Selbstverständnis und Einblick in die darin begründeten persönlichen Reaktions- und Verhaltensweisen.

Krankheitsbilder und Diagnosen

  • Angst- und Zwangsstörungen, Belastungs- und Anpassungsstörungen, Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen, affektiven Störungen wie Depressionen und Manien
  • Psychosen sowie Suchterkrankungen u.a. Alkohol-, Drogen-, Medikamenten- und (Glücks-)Spielsucht sowie Süchte der neuen Medien
  • In verschiedenen Lebensphasen der KlientInnen können auch alterstypische Erkrankungen auftreten, u.a. können Entwicklungs- und Verhaltensstörungen mit Beginn in Kindheit und Jugend vorliegen

Eine ergotherapeutische Behandlung ist immer auch angezeigt, um einer drohenden oder weiteren Schädigung vorzubeugen (Prävention). In der Psychiatrie gelingt es oft, die Verarbeitung eines Krankheitsverlaufes oder einer Krisensituation zu unterstützen und so den Umgang mit einer Beeinträchtigung im Alltag zu verbessern.

 

Tätigkeitsfelder

  • Akut-, Fach-, Kliniken für Psychiatrie und Psychosomatik
  • Tageskliniken (häufig für Allgemeinpsychiatrie, Suchtmedizin, Gerontopsychiatrie, Neurologie)
  • Rehabilitationskliniken und andere Einrichtungen der Rehabilitation
  • ergotherapeutische Ambulanzen (z.B. an Kliniken und ambulanten Rehabilitationszentren)
  • psychotherapeutische Einrichtungen
  • Praxen für Ergotherapie
  • Sozial-psychiatrische Dienste, Integrationsämter und Integrationsfachdienste
  • Jobcoaching

Quelle: https://dve.info/resources/pdf/ergotherapie/fachbereiche/87-pdf-gruppe-04-psychiatrie/file